Seniorenorganisationen: Alle Altersgrenzen auf den Prüfstand!

Die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) zusammengeschlossenen 104 Verbände, die etwa 13 Mio. ältere Menschen in Deutschland vertreten, fordern eine konsequente Überprüfung aller Altersgrenzen.
„Es gibt keine Altersnormen, sondern viele Alternsformen. Die Vorstellung, man könne bestimmte Aufgaben nur bis zu einem bestimmten Alter übernehmen, ist von der Wissenschaft seit 40 Jahren widerlegt. Politische Konsequenzen sind daraus aber nicht gezogen worden“, bedauert die BAGSO-Vorsitzende und ehemalige Bundesfamilienministerin Ursula Lehr. „Die Anzahl der Lebensjahre darf im Erwachsenenalter kein Abgrenzungskriterium in unserer Rechtsordnung sein. Und wir sollten nicht immer warten, bis die Umstände uns zum Handeln zwingen.“ Beispielhaft verweist sie auf die Praxisärzte, die bis vor Kurzem noch mit 68 Jahren ihre kassenärztliche Zulassung verloren, aufgrund des Ärztemangels heute ihre Praxen aber weiterführen dürfen.
Wenig fortschrittlich sieht die renommierte Alternsforscherin auch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, das berufsbezogene Altersgrenzen damit verteidigt, dass die „allgemeine Lebenserfahrung“ ein Nachlassen der Fähigkeiten im Alter erwarten lasse, und dabei die Erkenntnisse der gerontologischen Forschung schlicht ignoriert. Für Ursula Lehr ist das nicht nachvollziehbar: „Selbst die allgemeine Lebenserfahrung sagt mir, dass die 70-Jährigen von heute mit den 70-Jährigen von vor 50 Jahren wenig gemein haben. Die Älteren von heute und morgen haben einen Anspruch darauf, dass dies wahrgenommen und anerkannt wird. Sie lassen sich nicht aufs Abstellgleis schieben.“
Altersgrenzen sind nicht der einzige, aber doch ein wesentlicher Grund für die in unserer Gesellschaft vorherrschenden defizitären Altersbilder. Der von der Bundesregierung in Auftrag gegebene, Ende 2010 veröffentlichte Sechste Altenbericht zeigt auf, dass das Altern wesentlich vielfältiger ist. Auch die Sachverständigenkommission unter Vorsitz des Heidelberger Gerontologen Andreas Kruse, die den Bericht verfasst hat, fordert eine Korrektur unangemessener Altersgrenzen. Sie geht sogar noch weiter, wenn sie postuliert, dass die Regelaltersgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung zum Entstehen eines „funktionslosen Alters“ beigetragen habe.
Der Sechste Altenbericht ist Gegenstand einer Fachtagung der BAGSO am Freitag, 17. Juni 2011, im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn, zu der sich 160 Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und kommunaler Seniorenarbeit angemeldet haben. Neben der Diskussion über den Bericht geht es auch darum, wie sich die Empfehlungen der Kommission in der Praxis umsetzen lassen und welchen Beitrag die Zivilgesellschaft dabei leisten kann.

Weitere Informationen zur Fachtagung hier

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Ein Kommentar

  1. Menschen wollen, nützlich sein. Anstatt ein Krankenpflegermangel auszurufen, sollte besser überlegt werden, inwieweit Alte sich selber versorgen können. Die letzten Jahre nur noch vor dem Fernseher im Gruppenraum herumzuhängen ist nicht lebenswerter als den Hausgarten zu pflegen, zu kochen und sich selber zu erhalten. Wir brauchen keinen Pflegerimport. Die jetztigen Alten werden so behandelt, wie sie ihre Kinder behandelt haben. Sie waren Arbeiten, arbeiten, arbeiten und haben die Kinder abgeschoben. Jetzt erwarten sie, dass die Kinder arbeiten und wundern sich, wenn sie abgeschoben werden. Zum Glück haben sich die Lebensformen geändert. Aber die Kommerzialisierung der Anstalten und Sterbeeinrichtungen führte auch dazu, dass viele sich nicht von ihren Gelddruckmaschinene verabschieden wollen. Die heutigen Alten waren, als sie im mittelerem Alter waren, mißgünstige Neider, Denunzianten, Ideologen, hämische Nachbarn, herumkeifende sich selbst Belüger: Mit einem Wort ‚Kriegskinder‘. Es ist zwar traurig, aber auch zu teuer, ihnen dieses Gegenseitige ausstechen zu finanzieren. Deshalb meine ich: Angleichung der Renten untereinander, die einen weniger, die anderen mehr. Und zweitens: Übergabe Verantwortung durch Selbstversorgung. Kriegskinder denken nicht an ihre Kinder, sondern denken wie Kinder im Krieg: Ich Bleibenzin, ich Atomkraft, ich Strassenbau, ich Reisen überallhin, ich Türkenbrauchen für Müll, ich Wirtschaftswunder, ich kein Kinderlärm haben will, ich bin ’steht mir zu‘.

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