Seniorenbeirat und Seniorenvertretung feiern das 40jährige Jubiläum

Der älteste Besucher war 94.

Die Seniorenvertretun, ein starkes TeamRückzug? Leise werden? Den Jüngeren das Feld überlassen? Das kommt für die Mitglieder der Würzburger Seniorenvertretung nicht in Frage. Auch mehr als 40 Jahre nach ihrer Gründung wollen sie das Leben in Würzburg mitgestalten. Unter ihrem derzeitigenVorsitzenden Günther Rinke haben sie vor, sich in Zukunft sogar noch stärker einzubringen. Wer die Seniorenvertreter und ihre Projekte kennen lernen möchte, hatte dazu bei den Aktionstagen zum „Jubiläum 40+“ ab 23. April Gelegenheit.

Zwei Vorträge eröffneten die Aktionstage, die an die Gründung der Würzburger Seniorenvertretung als eines der bayernweit ersten Gremien dieser Art im Jahr 1976 erinnern. Michael Schwab, deutschlandweit renommierter Geriater, Chefarzt im Würzburger Bürgerspital und stellvertretender Vorsitzender der Seniorenvertretung, sprach über „Gesund im Alter“.

Gibt es doch eine ganze Menge, was ältere Menschen tun können, um den Alterungsprozess zu verlangsamen. So ist es Schwab zufolge möglich, auf nicht anstrengende, lustbetonte Weise Bewegung in den Alltag einzubauen.

Das Thema „Würde“ beleuchtete Elisabeth Jentschke, die als gerontologische Fachkraft in die Seniorenvertretung berufen wurde. Laut Grundgesetz ist die Würde des Menschen „unantastbar“. So weit die Theorie. Tatsächlich, so Jentschke, haben Menschen, je älter sie werden, immer weniger das Gefühl, dass sie würdevoll behandelt werden. Sie fühlen sich nutzlos. Isoliert. Eine Last. Niemand mehr interessiert sich wirklich für sie. Hier setzt die „Würdetherapie“ an, die Elisabeth Jentschke vor zwei Jahren in der Palliativstation der Uni-Klinik einführte.

Würdetherapeuten sprechen mit alten und kranken Menschen über ihr Leben. Sie fragen vor allem, was das Leben sie gelehrt hat. Welche Lehren und welche Weisheiten sie gern an ihre Kinder und Enkel weitergeben möchten. Das Bedürfnis danach, zu vermitteln, was das eigene Leben bedeutsam gemacht und geprägt hat, ist laut Jentschke groß. Bei der Würdetherapie werden die Weisheiten der Senioren schriftlich festgehalten und an Kinder und Enkelkinder weitergegeben.

Welche Würde alte Menschen ausstrahlen können, zeigt eine Fotoausstellung der Würzburger Fotogruppe in der Stiftung Bahn-Sozialwerk mit Porträts von Seniorinnen und Senioren zwischen 60 und 95 Jahren. Am 4. Mai wird sie offiziell im Rathaus eröffnet. „Wir haben seit Jahresbeginn 300 Bilder von älteren Menschen zusammengetragen“, berichtete Dieter Kupitz. 80 wurden ausgewählt. Sie zeigen Senioren bei Alltagstätigkeiten: „Beim Sport, im Seniorentreff oder beim Schöppeln“.

Ihr reiches Wissen und ihre Erfahrungen geben die Mitglieder der Seniorenvertretung auch in einem neuen Projekt weiter, das im Februar startete: An jedem zweiten und vierten Mittwoch im Monat bieten sie eine Sprechstunde im „Bürgerhaus Pleich“ an. „Jeder kann zu uns kommen, egal, mit welchem Thema“, sagt Erika Rose. Auch, wer nur einmal über das, was ihn gerade beschäftigt, reden möchte, ist herzlich willkommen“. „Das Bürgerhaus ist so etwas Ähnliches wie früher die Dorflinde“, erklärt Schwab. Hier können sich Menschen, die alleine leben, treffen, um sich auszutauschen.

Auch auf der Landesgartenschau werden sich die Seniorenvertreter engagieren. Ihnen ist es vor allem ein Anliegen, dass Rentner, die wenig Geld haben, ebenfalls in den Genuss der Gartenschau kommen. Viel Arbeit steckte die Arbeitsgrupp LGS 2018 in den vergangenen Wochen in eine Aktion, die zum Ziel hatte, möglichst viele günstige Tickets für Senioren mit wenig Geld zusammenzubekommen. „300 haben wir nun, wovon mehr als 200 bereits vergeben sind2, sagte Siegbert Schneider. Eingelöst werden die Tickets bei zwölf senioren- und gehindertengerechten Führungen über das LGS-Gelände, die von der Seniorenvertretung organisiert werden.

Die Seniorenvertreter wollen in Zukunft aber auch politisch noch lauter werden. Unlängst machten sie bereits öffentlich auf die schwierige Situation der geriatrischen Reha aufmerksam: DAK-Versicherte werden in vielen Fällen weit weg geschickt, weil sich die Krankenkasse weigert, eine wohnortnahe Rehabilitation zu finanzieren. Am 18.4.2018 kam es laut Michael Schwab zu einem Gespräch mit DAK-Vertretern. Das aus Sicht des Geriaters enttäuschend verlief. Die Krankenkasse sei offenbar nicht bereit, von ihrem Sparkurs abzuweichen. Nicht lockerlassen wollen die Seniorenvertreter auch, was die sich verschlechternde Versorgung mit Hilfsmitteln für Senioren anbelangt. Immer häufiger würde Senioren ein Rollator oder ein Rollstuhl als Postpaket zugeschickt. Niemand fühlt sich verantwortlich, das Hilfsmittel aufzubauen und einzurichten. Niemand weist die Senioren ein, wie sie den Rollator oder den Rollstuhl benutzen können. Für Michael Schwab ein Skandal, auf den der Altersheilkundler und seine Mitstreiter aus der Seniorenvertretung so lange hinweisen wollen, bis diese inhumane Praxis wieder eingestellt wird.

Die Aktionstage anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von Seniorenbeirat und Seniorenvertretung haben am 23. April um 10 Uhr im Rathaus mit
den Vorträgen „Gesund im Alter“ (Michael Schwab) und „Würde im Alter“ (Elisabeth Jentschke) begonnen. Am 25. April konnten Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator zwischen 10 Uhr 13 am Unteren Markt den Einstieg in den Bus mit Hilfe einer Rampe ausprobieren. Gleichzeitig wurde über Elektrodreiräder informiert. Am 26. April zeigte Geriater Michael Schwab von 10 bis 12 Uhr, wie Senioren mit den Sportgeräten des Bewegungsparcours am Sebastian-Kneipp-Steg ihre Fitness üben können.

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Foto: Seniorenvertretung.

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