Polen – der ferne und der nahe Nachbar

DSC_1239_vInspiriert von den sehr positiven Erlebnissen des Europapreisträgerstädtetreffens 2012 in Tschenstochau unternahmen Teile der Seniorenvertretung der Stadt Würzburg mit weiteren Interessierten eine Seniorenbildungsreise nach Polen, um Land und Leute – vor allem im persönlichen Kontakt besser kennen zu lernen.

In Czestochowa bekamen die Würzburger gleich eine Vorstellung davon, wie lebendig die Marienverehrung im größten Marienheiligtum Mittel- und Osteuropas gelebt wird. Bei einer Führung zur Schwarzen Madonna auf dem heiligen Berg Jasna Gora konnten die angereisten Franken an einer der heiligsten Stätten Polens selbst erleben und sehen, was der Glaube und die Frömmigkeit an dieser Pilgerstätte für die Polen in religiöser Hinsicht bedeuten. Man muss die Atmosphäre auf dem hellen Berg inmitten von tausenden Pilgern erlebt haben, um zu verstehen, was Glauben bedeuten kann! Nirgendwo wird der Stellenwert der katholischen Kirche in der polnischen Gesellschaft so augenscheinlich wie in Częstochowa (Tschenstochau).

Częstochowa ist übrigens wie Würzburg auch ein Mitglied der Europapreisträgerstädte, die Anfang Mai 2013 in der Frankenmetropole ihr jährliches Treffen anlässlich der 40 – jährigen Mitgliedschaft Würzburgs begingen.

Die Reise führte danach in die ehemalige Hansestadt Danzig, wo die berühmte historische Altstadt sowie die Marienkirche als einer der größten Sakralbauten Europas die Reisenden beeindruckte. Auch das elegante polnische Seebad Sopot (Zopott) an der Ostsee wurde besichtigt.

Wer Polen bereist, der „muss“ die alte Ordensritterburg Marienburg besichtigen. Die mächtige Backsteinziegelburg beeindruckt und hat nichts von ihrer Faszination verloren.

Die Reise führte weiter in das Ermland mit seiner Metropole Allenstein, von wo aus die Reise in die Masuren fortgesetzt wurde. Das Land der tausend Seen, die Relikte aus der letzten Eiszeit, der sog. Weichseleiszeit (vor. ca. 12 000 Jahren) sind, beeindruckt durch die Weite des Landes und die Vielfalt der Fauna und Flora. So wurde auch die Heilige Linde, einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Ermlandes besucht. Eine Schifffahrt auf einem der schönen Seen rundete das Tagesprogramm zum 1. Mai ab.

Mit der Besichtigung der „Wolfsschanze“ wurde ein Kapitel der polnisch-deutschen Geschichte berührt, das in den Köpfen ein großes Unverständnis und tiefe Betroffenheit auslöste und nach eigenem Bekunden eine „irre und unbegreifliche Situation“ hinterließ. Es wundert einfach, wie dieser Ort für viele Besucher immer noch von Interesse ist – einfach unbegreiflich –aber auch Zeugnis für den Wahn und die menschenverachtende Politik, die dahinter steht. Dies mag der Grund sein, warum er von Seiten der Polen als Mahnmal der Gigantomanie des „Dritten Reiches“ erhalten bleibt. Geblieben ist nichts als Trümmer und Millionen von Toten mit unsäglichem Leid, das noch heute in den Familien gegenwärtig ist – in Polen wie in Deutschland. Das wird an solchen Stellen der Geschichte bewusst!

Mit der Johannesburger Heide, einem der größten Waldgebiete der Masuren und weiteren Sehenswürdigkeiten der Region wurde mit einer Staken – Kahn – Fahrt der Besuch in den Masuren beendet und die Reise nach Torun (Thorn), der ehemaligen Hansestadt an der Weichsel fortgesetzt. Für uns Würzburger dürfte die Tatsache interessant sein, dass die Universität Torun an der Universität Würzburg die Polnisch Historische Mission betreibt, die mit dem Lehrstuhl für Fränkische Geschichte (Professor H. Flachenecker) eng kooperiert.

Die Leiterin der Mission, Frau Dr. Renata Skowronska, hat in einem Vortrag mit profundem Wissen die Reisenden auf die wechselhafte und teils tragische Geschichte Polens eingestimmt und so Verständnis und Empathie für die „Seele der Polen“ heute bewirkt und die Reisenden bestens auf Land und Leute in der geschichtlichen Dimension vorbereitet.

Zum Nationalfeiertag der Verfassung Polens am 3. Mai wurde nach einer Führung durch das Museum im Rathaus – durch die Jahrhunderte der beeindruckenden Geschichte der Stadt – sowie die naheliegende Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert und einem Gruppenbild mit dem bekanntesten Europäer Toruns und dem Patron der Universität, Nikolaus Kopernikus, die Reise nach Gnesen (Gniezno) fortgesetzt.

Von Gnesen, wo der Sitz des polnischen Primas der katholischen Kirche ist, wurde nach Besichtigung der mächtigen Kathedrale die Reise nach Unterfranken und seiner Metropole Würzburg fortgeführt und beendet.

Welchen Eindruck hat die Reise nach Polen bei den Franken hinterlassen?
„Die gelebte Religiosität der Polen in Tschenstochau ist beeindruckend, vor allem, dass so viele junge Menschen dort anzutreffen sind war für uns sehr überraschend“, so Manfred Lindner, Mitglied der Seniorenvertretung und Mitorganisator der Reise. Was auch auffiel, war das Interesse und die Aufgeschlossenheit nicht nur der jungen Polen gegenüber den Reisenden aus Franken. Das Land hat seit Beendigung des Kommunismus 1990 eine rasante wirtschaftliche Entwicklung genommen, die jedoch in einigen ländlich geprägten Gebieten noch nicht in vollem Umfang angekommen ist.Die Polen sind aufgeschlossen, zuvorkommend und interessiert, die jungen Leute sind besonders bemüht den Kontakt zu bekommen und waren sehr hilfsbereit.

Ergebnisse der Bildungsreise!
Neben einer Bestätigung der Weisheit des Herrn Goethe, dass „ Reisen bildet und damit auch Verständnis weckt“, gab es auch mehrer Begegnungen und Gespräche zum fachlichen Austausch in der Seniorenarbeit.

Der Leiter der Beratungsstelle für Senioren und Menschen mit Behinderungen, Volker Stawski, konnte in Torun mit dem Vorsitzenden der Stiftung für Hospize in Polen, Pfarrer Dr. Piotr Krakowiak ausführliche Gespräche über die demografische Entwicklung in Polen und Deutschland und den daraus resultierenden Herausforderungen für beide Länder führen. Im wissenschaftlichen Diskurs wurde über die Vorteile einer engeren Kooperation am Beispiel der Hospizverbände, der Palliativpflege und der Seniorenvertretungen gesprochen.

Es bestand Einigkeit, dass eine engere und intelligente Zusammenarbeit in diesen Bereichen für beide Seiten von großem Nutzen sein würde – nicht nur im Bereich der Pflege. Pfarrer Piotr. Krakowiak wird in Kürze einen Monat in Würzburg sein und sich persönlich ein Bild von der Situation der Pflege, den Herausforderungen und unseren Lösungen vor Ort verschaffen.
„Wir müssen miteinander reden, denn so können wir voneinander lernen und uns verstehen!“

Hier entsteht langsam meine Bildergalerie.

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2 Kommentare

  1. In Thorn machten wir Bekanntschaft mit der Weichsel. Unsere Fremdenführerin sagte uns, dass gerade „nicht wenig“ Wasser in der Weichsel ist.
    Ich fand dieser Tage einen sehr guten Beitrag über die Weichsel.
    Der ist hier zu finden.

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