Kreativität verhilft dem Bürgerschaftlichen Engagement zu mehr Erfolg

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Bürgerschaftliches Engagement ohne die Menschen, die dahinter stehen, ist undenkbar. Sie bringen Zeit auf, um Projekte zu planen und zu realisieren. Mit viel Aufwand, Mut und neuen Ideen werden Netzwerke aufgebaut und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel ist schon etwas schwieriger. Hier ist oftmals sehr viel Kreativiät gefordert.
Professor Peter Kruse aus Bremen macht darauf aufmerksam, dass kein Problen besser als bisher gelöst werden kann, wenn man seine Problemlösungskompetenz nicht erhöht, was nicht geht, wenn man nicht kreativ ist.

Rolf Ehlers schreibt in einem längeren Artikel:

Problemlösen kann man lernen

Kruse hält nichts davon, Menschen aufzufordern, kreativ zu sein. Das ist so dumm wie einem Raucher zu sagen, er solle es lassen, einem Übergewichtigen zu sagen, er solle weniger essen oder einem schlechten Schüler, er solle doch seinen Verstand benutzen. Direkte Variable, die solche Änderungen herbeiführen können, gibt es kaum. Aber es gibt indirekte Variable, Änderungen in den Rahmenbedingungen, die das können.

Unterschiedlichkeit der Lösungsansätze erhöhen

Kruse nennt eine wichtige Variable, die so genannte diversity – leider ein englisches Wort, eingedeutscht Diversität. Man kann aber mit den deutschen Begriffen Vielfältigkeit und Verschiedenheit je nach Intention vollwertig beschreiben, was gemeint ist. Im Ergebnis tut Kruse das auch. Er schlägt vor, im Interesse der Erhöhung der Problemlösungskompetenz die Unterscheidlichkeit der Lösungsansätze zu erhöhen, gleich ob kulturell oder nur stilmäßig (ich würde ergänzen: oder wie auch immer). Man soll Lösungsmöglichkeiten akkumulieren und nicht nur bekannte assimilieren. Der Übergang zu neuen Mustern und Sichtweisen erhöht die Spannung im System. Ganz deutlich erklärt er: “Harmonische Systeme sind dumme Systeme!” In der Natur entstehen Ordnungsmuster immer aus Widerspruch, nicht aus Harmonie. Komplexe Ordnungsmuster brauchen hohe Unteschiedlichkeit im System.

Dabei müssen die Systeme, die die überkommenen herausfordern, die Komplexität der alten möglichst überschreiten. Er zitiert Ashbys Gesetz: “Wo immer wir ein komplexes dynamisches Problemsystem haben, brauchen wir ein minderstens ebeso komplexes dynamisches Lösungssystem.” Unser Gehirn ist so ein komplexes dynamisches System, das mit den heutigen vernetzten Komplexen dynamischen Systemen fertig werden kann. Unser Gehirn produziert unkalkulierbare Dynamiken, deshalb können wir mit solchen außerhalb auch umgehen. Es ist daher ein perfektes Modell für die Erarbeitung einer großen Lösung.

Einzelne Problemlöser: erfolgreiche biographische Unfälle

Wenn früher nach Kreativität gerufen wurde, verlangte man einen schöpferisch veranlagten und tätigen Menschen. Kruse nennt einen solchen Menschen einen biographischen Unfall, der auf Grund der Folgen eines umwälzenden biographischen Ereignisses zur Problemlösung herausgefordert wurde und Kreativität entwickelte. Er erwähnt selbst seine private Herausforderung, als er durch familiäre Umstände vom universitäten Elfenbeinturm in die Niederungen wirtschaftlicher Betätigung gestürzt wurde und erkannte, wie gut er sein Wissen über die Problemlösungskapazität des menschlichen Gehirns in die Praxis umsetzen konnte. Der Gedanke einer konfliktiven biographischen Umwälzung als Auslöser besonderer Aktivität ist methodisch nicht neu. Er erinnert ein wenig an das Schockerlebnis, das der verfemte Begründer der Neuen Germanischen Medizin Ryke Hamer einmal allen Krankheiten zu Grunde legen wollte. Aber im vorliegenden Zusammenhang ist gut nachzuvollziehen, dass oft ohne besonderen Druck schlafende menschliche Kapazitäten nicht freizusetzen sind.

Netzwerke schaffen komplexe dynamische Lösungssysteme

Kruse rät, dass wir in freier Kommunikation Netzwerke bauen, die die alten geordneten Systeme stören und deren scheinbare Stabilität erschüttern. In Netzwerken entstehen Situationen, in der die nicht linearen Rückkopplungseffekte immer wieder für das Auflösen von stabilen Zuständen sorgen. In Netzwerken können wir zwar den beschriebenen Einzelenen, der auf Grund seiner Biographie zum Problemlöser wurde, einsetzen. Man kann auch gezielt Netzwerke aufbauen, die diesen einzelnen biographischen Unfall nicht mehr brauchen, weil sie selber ein solcher Unfall sind. Baut man bewusst Systeme, die stören, die nicht stabilitätsorientiert sind, weckt man in den Beteiligten die kreativen Talente.

Zusammengefasst kann man sagen, dass wir es anlegen müssen auf Diverstität und die Rückkopplungsmuster in Netzwerken. Die also sind die indirekten Variablen, die extrem positiv sind für die Entstehung von Kreativität. Unsere Regierungen in Deutschland, die unisono nach mehr Innovation schreien, sollten das bedenken, wenn ihre Appelle nicht wie üblich verpuffen sollen.

Die drei wesentlichen Menschentypen in Netzwerken

In Kruses Netzwerken schälen sich regelmäßig drei verschiedene Menschentypen heraus (wenn nicht, muss man danach suchen):

1. Der Creator, der Spinner, der Störer, der immer mit neuen Ideen aufwartet,

2. der Owner, der Wissenseigner, der etwas im ff beherrscht und

3. Der Broker, das ist der, die die Leute kennt, der etwas weiß und der zusammenführt.

Ich verwende hier die von Kruse eingeführten englischen Begriffe. Natürlich ginge es auch deutsch.

Verkürzt gesagt bilden die drei Menschentypen zusammen das Gehirn des Netzwerks. Creator und Owner zusammen bringen die Ideen. Owner und Broker sind unterscheidliche Bewerter. Creator und Broker schaffen beide Bewegung. Sie stören den Owner und bringen ihn letztendlich zur neuen Lösung.

Der Owner ist nach Kruse der wirklich wertvolle Mensch, der etwas weiß. Alleine bringt er aber selten neue Lösungen, weil er die Instabilität nicht hinbekommt. Er braucht die Erregung und die Störung von außen.Daher ist die Welt voller großartiger Experten und die neuen Lösungen kommen von außerhalb. Netzwerke sind die intelligenten Systeme mit Menschen, deren Summenintelligenz größer ist als die der beteiligten Menschen.

Dass der kreative Mensch meist ohne Hilfe nichts auf die Beine bringt, ist eh bekannt. Kaum einem Erfinder gelingt es, mit seinen Ideen Geld zu verdienen. Der Broker dagegen ist erfolgreich, wenn er die Menschen zusammen bringt. Man sollte seinen Part nicht unterschätzen.

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