Kompetent, engagiert und kämpferisch

Sie haben jede Menge Kenntnissen im Job gesammelt. Haben Kinder großgezogen, sich in Vereinen engagiert und im Laufe ihres Lebens Dutzende Probleme bewältigt. Diese Erfahrungen wollen Unterfrankens Seniorinnen und Senioren künftig noch stärker politisch einbringen. Bei der Bezirksversammlung der Landesseniorenvertretung Bayern (LSVB) in Würzburg verabschiedeten sie einstimmig einen Antrag, der Mitsprache im Sozialausschuss des unterfränkischen Bezirkstags fordert.

Dass Seniorenvertreter in bezirkliche Sozialausschüssen immer noch nicht gehört werden, sei völlig unverständlich, erklärte dazu Karin Renner, Behindertenbeauftragte für den Bezirk: „Die Würzburger Initiative war überfällig.“ Mit ihrem Antrag an den Bezirk leisteten Unterfrankens Senioren Pionierarbeit. Renner zufolge werden im bezirklichen Sozialausschuss Fragen erörtert, die für die fast 160.000 Unterfranken im Alter 65+ höchst relevant sind. Oder rasch relevant werden können. So sind die bayerischen Bezirke seit langem für die stationäre Pflege zuständig. Diese Zuständigkeit wurde nun auf die ambulante Pflege ausgeweitet.

Was Senioren wissen und wünschen, darf kein politisches Gremium kaltlassen. Doch genau das geschieht immer wieder. „Wir brauchen dringend gute Vorschläge, wie man die Rechte der Senioren in Bayern stärker kann“, appellierte Bernd Fischer vom LSVB-Vorstand. Seniorenrechte müssten in Gemeinde- und Landkreisordnungen verankert werden. Die Rechte von Senioren zu stärken, dieser Aufgabe sehen sich auch die in Würzburg neu gewählten Bezirkssprecher verpflichtet. Dem Sprecherteam gehören Helmut Beck (Bad Kissingen) sowie seine Stellvertreterinnen Monika Klingenmeier-Häfner (Amorbach) und Elfriede Ment (Schweinfurt) an.

Der neue Vorstand wird in den nächsten fünf Jahren viel zu erledigen haben, gilt es doch, drängende Probleme in Angriff zu nehmen. „Wir brauchen Angebote für aktive Menschen im hohen Alter sowie Lösungen, was die großen Probleme Altersarmut, Vereinsamung sowie Fragen im Zusammenhang mit dem Pflegenotstand betrifft“, erklärte Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber. Ohne die Mitwirkung der Senioren seien diese Herausforderungen nicht zu bewältigen: „Mit Ihnen von den Seniorenvertretungen haben wir in der Verwaltung Experten an der Seite, mit denen wir die Zukunft aktiv gestalten können.“

Arbeitskreis 1 „Gesundheits- und sozialpolitische Information“

Seniorenvertreter lamentieren nicht. Seniorenvertreter packen an und handeln. „Seniorenarbeit heißt manchmal aber auch, zu kämpfen“, unterstrich Michael Schwab von der Würzburger Seniorenvertretung: „Denn wir dürfen Ungerechtigkeiten nicht hinnehmen.“ Der Chefarzt der Geriatrischen Reha-Klinik des Bürgerspitals, der sich beratend im Arbeitskreis 1 „Gesundheit“ engagiert, setzte sich in den vergangenen Monaten für eine wohnortnahe Geriatrie ein. Eine große Krankenkasse hatte sich zuvor geweigert, ihre Versicherten in Würzburg geriatrisch versorgen zu lassen. Schwab. „Diesen Skandal haben wir öffentlich gemacht.“ Die Kasse ruderte daraufhin zurück.

Noch etwas Wichtiges ist in Würzburg dank der Senioren in Gang gekommen: Die Uniklinik hat sich auf den Weg gemacht, „demenzsensibel“ und „altersfreundlich“ zu werden. Dies geschieht unter anderem durch die Schulung des Pflegepersonals. „Inzwischen haben 1.500 Pflegekräfte der Uniklinik unsere Schulung durchlaufen“, erläuterte Elisabeth Jentschke, leitende Neuropsychologin in der Uniklinik, die zusammen mit Michael Schwab für dieses Projekt der Seniorenvertretung verantwortlich ist. Menschen mit schwerer Demenz sind nach ihren Worten oft machtlos dem ausgesetzt, was auf sie einströmt: „Sie haben Angst, Schmerzen, Hunger oder Durst, können dies jedoch nicht ausdrücken.“ Deshalb können sie aggressiv werden. Die Pflegekräfte lernen in der Schulung, Verhaltensauffälligkeiten von schwer betroffenen Patienten zu interpretieren. Geschieht dies nicht, können an Demenz erkrankte Menschen in der Klinik ein Delir entwickeln: „Wird das wiederum nicht erkannt und behandelt, besteht die Gefahr, dass die Senioren daran sterben.“

Arbeitskreis 2 „Kommunale- und Verkehrsangelegenheiten“

Niemand soll künftig in der Fußgängerzonen eScooter fahren: Dafür setzt sich der Arbeitskreis 2 „Kommunal- und Verkehrsangelegenheit“ der Würzburger Seniorenvertretung ein. Außerdem möchten die Senioren durchsetzen, dass das Senioren-Spar-Abo für den ÖPNV bereits ab 8 Uhr gilt. Derzeit darf das Ticket erst ab 9 Uhr benutzt werden. „Doch viele Senioren müssen um 8 Uhr zum Arzt“, so AK-Sprecher Siegfried Schneider.

Arbeitskreis 3 „Leben und Wohnen im Alter“

Auch der Arbeitskreis 3 der Seniorenvertretung hat ehrgeizige Pläne. Hier geht es um das Leben und Wohnen im Alter. „Wir möchten für Senioren in den Stadtteilen wohnortnah erreichbar werden“, so AK-Sprecherin Helga Mainardy. Inzwischen gibt es mehrere Sprechstunden in den Stadtteilen.

Arbeitskreises 4 „Aktivität im Alter – Sport / Freizeit / Bildung / Kultur“

Für Aktivitäten im Alter sorgen die Mitglieder des Arbeitskreises 4. Sie organisieren auch alljährlich ein Weihnachtskonzert, dessen Erlös dem Hilfsfonds der Seniorenvertretung für betagte Menschen in Altersarmut zugute kommt.

Arbeitskreis 5 „Digitalisierung“

Dass die Digitalisierung Nachteile hat, wird dieser Tage viel diskutiert. Würzburgs Seniorenvertreter möchten mit ihrem neuen Arbeitskreis 5„Digitalisierung“ jedoch die Vorteile der Neuen Medien gerade für Senioren in den Fokus rücken. „Durch das Internet ist es zum Beispiel möglich, selbstbestimmt zu lernen, wann, wo und was man will“, erläuterte AK-Sprecher Herbert Schmidt. Durch Foren sei man mit anderen Kursteilnehmern verbunden, oft würden außerdem reale Treffen angeboten.

Pflegestützpunkt

Die Frage, ob sie sich einen Heimplatz für einen pflegebedürftigen Angehörigen leisten können, treibt viele Menschen um. Rat und Unterstützung bei solchen Fragen gibt es im Würzburger Pflegestützpunk. Wer hinter dem Pflegestützpunk steckt, zu welchen Themen und wie hier beraten wird, stellte Tobias Konrad, Sprecher des Pflegestützpunkts, bei der LSBV-Bezirksversammlung vor.

Text: Volker Stawski, Stadt Würzburg – Seniorenarbeit

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