Im Notfall wird ein Knopf gedrückt

Bis ins hohe Alter zu Hause leben, so lautet die Vision. Möglich werden kann dies durch eine selbst organisierte Telefonkette oder den Anschluss an einen Hausnotruf. Noch greifen zu wenige ältere Menschen hierauf zurück. Für Telefonketten und Hausnotruf- systeme zu werben, war deshalb Anliegen einer Veranstaltung am 10.3.2012 im Zellerauer Friedrich-Koenig-Gymnasium. Organisiert wurde sie von der Beratungsstelle für Senioren und Menschen mit Behinderungen der Stadt Würzburg, dem Zellerauer Quartiersmanagement und dem Seniorenforum Würzburg und Umgebung.

„Zukünftig werden immer mehr ältere Menschen in der eigenen Wohnung leben“, betont Christoph Fleschutz, Pressesprecher der Johanniter-Unfall-Hilfe in Unterfranken. Ein Hausnotrufsystem kann für sie so etwas wie ein doppeltes Netz darstellen. 1.120 Menschen nehmen derzeit am System der Johanniter in Stadt und Kreis Würzburg teil. „2011 wurden wir knapp 5.000 Mal alarmiert“, so Fleschutz. Sein Verband bemüht sich, den Service für Senioren kontinuierlich zu verbessern: „Beispielsweise wird es in wenigen Wochen möglich sein, einen Rauchmelder mit unserem Hausnotruf zu kombinieren. Bei Gefahr wird ein Alarm in der Hausnotruf-Zentrale der Johanniter ausgelöst.“

Telefonketten als niedrigschwellige, selbst organisierte Hilfesysteme könnten die weitere Entwicklung in Sachen Hausnotruf anschieben. Wie einfach sie funktionieren, wurde beim Info-Tag von Caritas-Mitarbeiterin Jutta Hackel und Seniorin Isolde Kutscheid vorgeführt. „Die Teilnehmer jeder Telefonkette treffen individuelle Vereinbarungen“, erläuterte Herbert Schmidt vom Seniorenforum. Zum Beispiel, wo die Schlüssel der beteiligten Senioren deponiert werden sollen. Oder was genau passieren soll, wenn sich eine Seniorin nicht zum vereinbarten Zeitpunkt meldet. Bei der Abklärung solcher Detailfragen helfen der Pflegestützpunkt, das Zellerauer Quartiersmanagement und das Seniorenforum.
Telefonketten werden als sinnvoll vor allem für rüstige Senioren angesehen. Für pflegebedürftige Menschen bieten sie jedoch nicht ausreichend Sicherheit. Was, wenn nach dem verabredeten Anruf um 9 Uhr morgens ein Sturz passiert? Das ist keine Seltenheit, betonte Stefan Dietz vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), das aktuell ein Hausnotrufsystem mit 540 Beteiligten in und um Würzburg betreibt. Stürze sind im Gegenteil einer der häufigsten Gründe, dass der Alarmknopf gedrückt wird. Alarmiert wird aber auch bei Unwohlsein, Schwindelgefühlen oder Schmerzen. Je nach Situation werden dann die Sozialstation, Angehörige, der Arzt oder der Rettungsdienst verständigt.

So sinnvoll Hausnotrufsysteme sind, so hoch sind noch immer die Barrieren für ihre Anschaffung. „Ein Hindernis ist für viele Senioren das Geld“, erklärte Jutta Hackel. 18,36 Euro kostet die monatliche Miete bei der einfachsten Version – ein Betrag, der allerdings in vielen Fällen von den Krankenkassen übernommen wird. Auch fühlen sich manche ältere Menschen eingeschränkt, wenn sie zum Beispiel jeden Tag einmal auf einen Knopf drücken und ein Lebenszeichen abgeben sollen. Technisch hingegen dürften die Systeme niemanden mehr abschrecken, unterstrich Herbert Schmidt: „Denn der technische Standard ist heute überaus einfach und sehr funktionssicher.“

Ein Hausnotruf ist für ältere Menschen oft die einzige Möglichkeit, sich ein letztes bisschen Eigenständigkeit zu bewahren. „Dennoch gab es 2011 erst 470.000 Teilnehmer in ganz Deutschland“, so Herbert Schmidt. Rund 20 Prozent der Bevölkerung hat noch nie etwas von Hausnotrufsystemen gehört. Ein Informationsflyer, den das Organisationsteam des Info-Tages auf Anregung der Zellerauer Quartiersmanagerin Mechthild Flott in den kommenden Wochen zum Auslegen in Arztpraxen und sozialen Einrichtungen entwickelt möchte, soll in Würzburg die Teilnehmerquote erhöhen. Was Peter Kuhn von den Maltesern und Peter Blath vom Geräteentwickler Vitakt sehr begrüßten.

Bildunterschrift: In Würzburg gibt es verschiedene Anbieter von Hausnotrufsystemen. Beim Info-Tag am 10.3.2012 in der Zellerau stellten sie ihren Service und ihre verschiedenen Geräte vor.
Foto: Jana Desch

Und hier noch einige Bilder von der Veranstaltung.

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