Gelebte Solidarität und Innovation


Am 26. Oktober 2016 hatte das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration zu einem Kongress zum Thema Seniorengenossenschaften nach Nürnberg eingeladen. Dieser Kongress fand im Rahmen der diesjährigen Consozialmesse statt und bot neben einem Grundsatzreferat von Loring Sittler, Seniorenconsultant beim Generali Zukunftsfond zum Thema: „Neue Nachbarschaft als verbindliches Miteinander in Genossenschaften“ drei interessante Beispiele solcher Genossenschaften. Ferner berichtete Frau Prof. Dr. Doris Rosenkranz von der Technischen Hochschule Nürnberg über die bei einem Forschungsprojekt gewonnen Erkenntnisse über „Seniorengenossenschaften–Versorgungsmodell der Zukunft“. Die Konferenz schloss mit einer Podiumsdiskussion zum Thema ab.

Die demografische Entwicklung und zahlreiche damit verbundene strukturelle Veränderungen führen dazu, dass die zunehmend wachsende Zahl ältere Menschen Forderungen und Möglichkeiten zu positiven Veränderungen in der Gesellschaft bedingt, die zu berücksichtigen sind. Die Fragestellungen, wie leben wir im Alter, was machen wir in dieser Zeitspanne, müssen beantwortet werden. Nicht alle Lösungen können wir dabei dem Staat überlassen – auch wenn dieses üblich ist. Entstehen Probleme wie bei der Rente und damit verbundener Altersarmut, fehlen Pflegeeinrichtungen oder Pflegekräfte, sind nicht genügend Wohnungen für ältere Menschen vorhanden, rufen wir als erstes nach dem Staat, anstatt zu fragen was können wir selber zu einer Lösung beitragen. Ältere Menschen sind heute zumeist rüstig, haben eine gute Bildung und Erziehung und leben in geordneten Verhältnissen. Aber viele wissen nichts mit sich und ihrer Zeit anzufangen. Sie vereinsamen und erwarten Hilfe von außen, statt sich selber bürgerschaftlich zu engagieren. Sie wissen vielfach besser als der Staat, wo es brennt und können leichter helfen, wenn sie wüssten, wie man vorgeht. Es läge nahe, dass sich Gemeinschaften älterer Menschen zusammentun, um sich gegenseitig zu helfen. Der Eine kann das noch erledigen, der Andere jenes.

Das ist die Idee der sozialen Genossenschaft, oder wenn die Teilnehmer vor allem Senioren sind, die der Seniorengenossenschaften. Die Mitglieder bringen ihren Anteil an Engagement ein, den andere benötigen und dafür wird ihnen bei einer anderen Tätigkeit geholfen. Das kann soweit gehen, das dem Einen für seine Tätigkeit Geld bezahlt wird, oder ihm seine Tätigkeit als Zeit gutgeschrieben wird. Braucht er selber Hilfe, kann er auf diese Reserven zurückgreifen. Die dazu notwenigen Verrechnungsverfahren sind zu klären und weiter zu entwickeln.
Hier ist die Entwicklung auf einem guten Weg und es gibt bereits genügend Beispiele für die unterschiedlichsten Formen derartiger Genossenschaften. Die Namensbezeichnungen „Seniorengenossenschaften“ oder „Sozialgenossenschaften“ hält man jedoch nicht für glücklich, weil sich Interessenten davon abschrecken lassen. Wer will sich schon genossenschaftlich engagieren und Senioren sind wir alle noch lange nicht. Vorgeschlagen werden zum Beispiel Bezeichnungen wie „Bürgergesellschaften“ und ähnliches.

Im Archiv des Staatsministeriums finden sich viele Hinweise auf weiterführende Literatur, die man übers Internet studieren kann oder auch der „Wegweiser zur Gründung und Gestaltung von „Seniorengenossenschaften“ – Neue Formen verbindlicher Unterstützung im Alter“, einer Broschüre von 150 Seiten, die Frau Professor Rosenkranz und Dipl.-Pol. Edmund Görtler von der Technischen Hochschule Nürnberg gemeinsam mit dem Staatsministerium herausgegeben haben und deren Vorwort zusammenfasst: „Die Zeit ist reif für die Idee der „Seniorengenossenschaften“.

Text und Bilder: Dr. Wolfgang Stodieck, Vorstandsmitglied EFI Bayern e.V.

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