Demografiefeste Sanderau: Datenanalyse ist nun abgeschlossen

Bis Herbst 2025 läuft das vom bayerischen Heimatministerium geförderte Pilotprojekt „Demografiefeste Kommune“. Würzburg ist als eine von zehn geförderten Pilotkommunen mit dabei. Als einzige Großstadt, ist man „nur“ mit einem Stadtteil dabei. Die Sanderau soll strukturell fit gemacht werden, um auch mittel- und langfristig für alle Generationen ein attraktiver Stadtteil zu bleiben. Der erste von fünf Projekt-Schritten – die Datenanalyse – wurde bereits abgeschlossen. Im Ratssaal des Würzburger Rathauses stellte Prof. Dr. Dieter Kulke von der FHWS-Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften bereits vor einigen Wochen eine Stärken- und Schwächenanalyse des Stadtteils vor. Viele Sanderauer Multiplikatoren von der Kita bis zum Seniorenheim lieferten bei dieser Gelegenheit noch einmal Input. Diese Expertise fand noch Einarbeitung in den finalen Bericht, der nun im Sozialausschuss vorgestellt wurde. Unter www.wuerzburg.de/sozialplanung finden Interessierte dieses umfassende Werk nun zum Nachlesen.

Zahlreiche Experteninterviews und amtliche Statistiken bildeten die Basis für den Report über den Stadtteil in Würzburgs Süden. Die nächsten Schritte werden nun eine breit angelegte Bürgerbeteiligung sein, die zu einer eigenen Demografie- und Heimatstrategie führen soll. Hieraus soll eine konkrete Maßnahmenliste abgeleitet werden. Der fünfte und letzte Schritt ist schließlich der angedachte Ergebnistransfer. Andere Kommunen sollen später vom Würzburger Modelversuch profitieren. Mit 114.000 € fördert der Freistaat dieses Vorhaben.

Erfreulich ist, da waren sich Sozialreferentin Dr. Hülya Düber und Hendrik Lütke, der Leiter der Seniorenarbeit, einig: In der Sanderau beginnt man bei der Demografiearbeit nicht bei null, sondern man kann beispielsweise auf ein fortgeschriebenes Seniorenpolitisches Gesamtkonzept, Projekte wie „Selbstbestimmt leben im Alter (SeLA)“ und viele gut vernetzte Akteure aufbauen. Gerade weil diese Basis vorhanden ist, war für Dr. Düber die Förderzusage im vergangenen Jahr „ein unverhoffter Segen und die Chance, in die Quartierentwicklung nun noch einmal tiefer einsteigen und einen Leitfaden zu entwickeln zu können.“

Besonders spannend sind bei einer Stärken-Schwächen-Analyse natürlich zuerst die Punkte, wo man noch Handlungsbedarf sieht. Prof. Kulke nannte beispielsweise bei seiner Präsentation die großen Unterschiede in der Nahversorgung, die eigentlich nur an den Rändern des Stadtteils vorbildlich sei. Man lebt in der Sanderau in der Nähe von großen Naherholungsgebieten wie dem Mainufer, doch in vielen Straßen fehlt fast jedes zusätzliche Grün. Die Hitzebelastung werde laut Klimaatlas in stark versiegelten Bereichen in den nächsten Jahren noch zunehmen. Die Wohnungen seien oft vergleichsweise klein und teuer und zudem im vierten Stock eher selten per Aufzug zu erreichen. Auch fehlen noch Angebote speziell für Jugendliche. Während es in anderen Stadtteilen Bürgerhäuser gibt, fehlt ein solches in der Sanderau.
An dieser Stelle kann nicht die gesamte Analyse widergegeben werden, es lohnt sich in jedem Fall die Lektüre des gesamten Werkes.

Doch es gibt nicht nur Schwächen und Aufgaben, auch die besonderen Potentiale des Quartiers wurden deutlich. Aus diesen gilt es nun Werkzeuge für den weiteren Projektverlauf zu formen. Diese Potentiale sind ebenfalls sehr unterschiedlicher Natur. In der Sanderau hat es beispielsweise neben der Gruppe der Hochbetagten, die in den nächsten Jahren noch wachsen dürfte, auch einen sehr jungen und engagierten Bevölkerungsanteil, für den ehrenamtlicher Einsatz oder Nachbarschaftshilfe keine Fremdwörter sind. Diese Gruppe wird andernorts oft händeringend gesucht. Zudem gibt es in der Sanderau viele Orte, die zu Begegnungsstätten werden könnten: ob nun Hinterhöfe oder zu beruhigende Straßen. Es entstehen zudem in den nächsten Jahren zahlreiche neue Wohnungen im Viertel, was ebenfalls örtlich eine neue Dynamik entfachen kann.

Der weitere Weg des Pilotprojekts bringt auch eine methodische Besonderheit. Bei der nun anstehenden Bürgerbeteiligung will man nicht nur die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen, die sich besonders für das Thema Demografie interessieren oder hier besonders gut auskennen. Eine repräsentative Zufallsauswahl aus der Bevölkerung soll absichern, dass wirklich alle Facetten der Sanderau beleuchtet werden.

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