Bei vielen Autoren ist die Bindung zu ihrer Heimatstadt ja eher lose. Goethe zum Beispiel hatte nicht viel Gutes über seinen Geburtsort Frankfurt zusagen und ist als Erwachsener nicht mehr dorthin zurückgekehrt. (trotzdem wird ihm sogar die Erfindung der „Grünen Soße“ zugeschrieben – eine äußerst fragwürdige Autorenschaft!
Ganz anders Max Dauthendey (1867-1918). Selten findet man einen Autor, der so fern von jeglicher Heimattümelei – ein derart herzliches und inniges Verhältnis zur Herkunft hatte wie Max Dauthendey zu Würzburg.
Aber der Reihe nach: Wer war Max Dauthendey? Geboren wurde Max in der Büttnergasse 2, später zog die Familie um in die Kaiserstraße. Der Dichter, der zunächst Maler werden wollte (und dessen Vater ihn am liebsten als Photograph gesehen hätte), wuchs in einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie auf. Zu seinen Hauptwerken gehören der Gedichtband Ultra-Violet (1893), Lingam (1909), Prosa wie Die Acht Gesichter am Biwa-See (1911) oder das Drama Maja (1911).
Der junge Max war ein recht eigenwilliges Kind und hatte oft Streit mit seinem Vater. Nach einer heftigen Auseinandersetzung erlitt er einen Nervenzusammenbruch und wurde zur Erholung auf die Würzburger „Neue Welt“ (Leutfresserweg32) geschickt. Auf diesem idyllisch gelegenen Anwesen verliebte er sich in Gertraud Rostosky, die Teil dieses romantisch- bohemehaften Würzburger Salons war.
Doch Dauthendey war sein Leben lang „unterwegs“. Seine erste Weltreise führte ihn über Schweden und Frankreich bis nach New York und von da nach Mexiko. Richtig gefallen hat es ihm da jedoch nicht:
„Lieber bin ich […] Straßenkehrer und Bettler an den Kirchentüren Europas als daß ich in einem Land bleibe […] dessen Zuckerrohr und Kaffeebohnen mir niemals ein deutsches Lied geben werden.“
Dauthendeys Dichtung ist durchströmt von Farben, Musik und atmosphärischen Situationen. Besonders fasziniert aber war er von einem:
„Das Würzburger Licht, das an den sonnigen Tagen von den Bergen wie eine blaue Elektrizität rund um die Stadt in den Himmel scheint, kommt mir immer vor, wie aus einem Jubel geboren.“
Dauthendeys Liebe zur fränkischen Heimat und zu Würzburg im Besonderen zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Das Lusamgärtlein, der Hofgarten, die Kaiserstraße, die „Neue Welt“ und viele andere Lokalitäten werden von Dauthendey in seiner hellen, freudigen Sprache beschrieben und machen Lust, die Orte selber aufzusuchen und noch etwas von der wunderbaren, leichten Dauthendey’schen Atmosphäre einzuatmen.
Der Dichter starb an einem exotischen Ort: auf Java. Er starb an Malaria, aber gewiß auch an Sehnsucht und Heimweh nach dem geliebten Würzburg. Das Grab Dauthendeys befindet sich auf dem Würzburger Hauptfriedhof. Seine Grabinschrift lautet:
„Bin ein gestorben Herze, das tot noch liebt und schlägt“.
Autorin: Dr. Margit Appleton
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Dr. Margit Appleton ist in der Revistaküche (http://schweinfurtundso.de) zu Gast. Eine Exilschweinfurterin erzählt von München, der Literatur und dem Rest der Welt.
Den interessanten Podcast können Sie hier hören:
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