Bericht vom „1. forum ehrenamt“ des Landkreises Würzburg

Elisabeth Schäfer, Stellvertretende Landrätin des Landkreises Würzburg:
Bürgerschaftliches Engagement in den 117 Gemeindeteilen unserer 52 Gemeinden, Märkte und Städte im Landkreis Würzburg hat einen hohen Stellenwert. Gerade im ländlichen Raum ist von Ehrenamt getragene Sport-, Kultur-, Soziale Arbeit und Rettungswesen ein unverzichtbarer gesellschaftlicher Beitrag, der die Lebensqualität vor Ort erheblich verbessert. Den Frauen und Männern, die sich für andere engagieren, kann nicht genug gedankt werden. Gerade durch den demografischen Wandel muss rechtzeitig eine Weichen- stellung erfolgen, damit zeitgemäße Konzepte für die dörfliche Gemeinschaft entwickelt und verankert werden können. Der Landkreis hilft hier im Rahmen seiner Gesamtverantwortung den Gemeinden in ihrem originären Wirkungskreis; arbeitet mit Ihnen zusammen. Auch fördert der Landkreis Würzburg über freiwillige Leistungen die Vereine und Verbände über Zuschüsse im Umfang von mehreren hunderttausend Euro pro Jahr. Davon profitieren Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren gleichermaßen. Ehrenamtliches Engagement beeinflusst die örtliche Gemeinschaft und das Lebensgefühl in den Kommunen positiv und stellt somit einen wichtigen gemeindlichen Standortfaktor dar.

Gabi Rottmann-Heidenreich, Dipl. Sozialpädagogin, Gleichstellungsbeauftragte:
Frauen im Landkreis Würzburg sind in Familie, Gesellschaft und Beruf engagiert und stellen auch einen Großteil der ehrenamtlich Engagierten dar. Frauen setzen sich ein in der Seniorenarbeit, im Sport- und Musikverein und haben sich längst auf ursprünglichen „Männerposten“ etabliert und bewährt. Sie sind durch ihr bürgerschaftliches Engagement – oft auch jenseits von sozialen Engagementfeldern – unverzichtbare Pfeiler und Stützen des Ehrenamts.
Auch im Bereich des gesellschaftlichen Engagement holen Frauen in der Kommunalpolitik auf und übernehmen Verantwortung als Gemeinde- oder Kreisrätin, mancherorts als Bürgermeisterin. Tendenz: steigend – und das tut den Kommunen und den Kommunalparlamenten sichtbar gut.

Meist sind es aber auch Frauen, die aus demografischen Gründen wiederum vom Einsatz ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer profitieren, wenn sie zum Beispiel alleine und hilfsbedürftig sind, verwitwet und vereinsamt sind. Da sind nicht nur die Pflege des Körpers, sondern auch die Pflege der Seele, gesellschaftliche Teilhabe und soziale Kontaktkreise wichtig.

Hermann Gabel, Dipl. Sozialpädagoge (FH), Leiter des Amtes für Jugend und Familie:
Die Jugendhilfe heute versteht sich als Dienstleistungsbehörde einerseits, hat aber auch eine Wächterfunktion des Staates, auf das Wohl von Kindern und Jugendlichen im Kreisgebiet zu achten. Gerade niederschwellige Angebote vor Ort sind gute präventive Arbeit, um intensivere Hilfen rechtzeitig zu vermeiden. Hier sind Integrationsangebote im Ort für die Minderjährigen, aber auch für die Erwachsenen wichtig. Hier spielen Vereine und Selbsthilfekreise, Krabbelgruppen und kirchliche Angebote, in den Landkreisgemeinden eine wichtige Rolle. Sie werden meist von Ehrenamtlichen geplant und durchgeführt.
Ehrenamt spielt auch vor dem Hintergrund unseres so genannten sozialräumlichen Verständnisses von Kinder-, Jugend-, und Familienhilfe eine zentrale Rolle, da wir im Sozialraum (=Gemeinde) unsere Hilfen mit den örtlichen Angeboten und Strukturen vernetzen. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass man ehrenamtliche Strukturen nicht überfrachtet und überfordert. Ehrenamtliche müssen begleitet und unterstützt werden. Dort wo professionelle Hilfe benötigt wird, werden diese auch bedarfsgerecht eingesetzt.
Jedoch bieten ehrenamtlich-nebenamtliche Erziehungsbeistände, Familienpaten oder auch Schwimmhelfer zum Teil seit Jahren erfolgreich einen guten, oft ergänzenden Dienst in Familien. Auch mit der Implementierung von drei Familienstützpunkten im Landkreis (Giebelstadt(Süd), Kürnach (Nord ) und Waldbüttelbrunn (West) setzen wir – neben den hauptamtlichen Koordinatorinnen – auf Unterstützung durch bürgerschaftliches Engagement.

Elisabeth Schäfer, Behindertenbeauftragte des Landkreises Würzburg:
Im ländlichen Raum stoßen Menschen mit Behinderung oft auf Grenzen; meist räumliche Begrenzungen, die zu Ausgrenzungen führen können. Die Behindertenbeauftragte im kommunalen Ehrenamt achtet besonders auf die flächendeckende Umsetzung von Barrierefreiheit für körperlich beeinträchtigte, jedoch auch sinnesbeeinträchtige Menschen.
Mit der Beratung des Landkreises, der Gemeindeverwaltungen und Privatpersonen beginnt mein Aufgabenspektrum, über Veranstaltungen, Vernetzungen und Beratung in Wohnungs-, sowie allgemeinen Fragen. Dabei ist eine interdisziplinäre und interkommunale Vernetzung besonders wichtig.
Da neben den räumlichen Strukturen hinsichtlich Bewegungsfreiheit bzw. –begrenzung auch medizinische, therapeutische und soziale Angebote in ländlichen Gemeinden nicht vollumfänglich vorgehalten werden können, muss auf diese Zielgruppe ein besonders großes Augenmerk gelegt werden.
Jenseits von Pflege und Ernährung können hier Ehrenamtliche z.B. in Nachbarschaftshilfen, Tafeln, als Ansprechpartner für Behindertenfragen oder aus kirchlichen Kreisen wichtige ergänzende Tätigkeiten übernehmen. Dies ist für einen sozialen Zusammenhalt gerade im ländlichen Raum immens wichtig.

Tonia Ebner, Dipl. Sozialpädagogin (FH), Fachstelle für Seniorenfragen:
Seniorenarbeit spielt im Landkreis Würzburg eine große Rolle und die Fachstelle für Seniorenfragen beim Gesundheitsamt des Landratsamtes hat vielfältige Aufgaben:
Neben der Beratung von Senioren und ihren Angehörigen, der Weiterverweisung an andere Fachstellen, ist Vernetzungsarbeit und Aquise von ehrenamtlichen Seniorenvertretungen, möglichst flächendeckend in allen 52 Gemeinden von großer Bedeutung. Hier ist die Fachstelle für Seniorenfragen auch für die Fortbildung und Begleitung von Seniorenvertreterinnen und Seniorenvertretern Ansprechpartner. Bei der Erfüllung der Aufgaben ist auch wieder der Flächenlandkreis zu berücksichtigen und die Tatsache, dass Stadt und Landkreis Würzburg sowohl geografisch, als auch sozialstrukturell eng verwoben sind.
Eine wichtige interkommunale Basis für die Seniorenarbeit in Stadt und Landkreis ist das Seniorenpolitische Gesamtkonzept (SPGK), dessen Handlungsfelder Schritt für Schritt umgesetzt werden. So ist beispielsweise im Handlungsfeld EHRENAMT für den Landkreis positive und vollständige Umsetzung zu melden.
Mit einem möglichst umfassenden Netz an Seniorenvertretungen in den Landkreis-gemeinden kann ehrenamtliches Tun bedarfsgerechter koordiniert und unterstützt werden.

Carsten Hackel, Servicestelle Ehrenamt beim Amt für Jugend und Familie:
Am 01.09.2010 wurde die Servicestelle Ehrenamt im Landratsamt Würzburg eingerichtet und dem Amt für Jugend und Familie (mit dem Arbeitsbereich Sport) zugeordnet.
Ziele waren anfangs die Einführung der Bayerischen Ehrenamtskarte im Landkreis Würzburg, Aquise von Akzeptanzpartnern für die EA-Karte, Öffentlichkeitsarbeit für Ehrenamt allgemein, Planung, Durchführung und Nachbereitung von Ehrenamtsabenden und Veranstaltungen für Akzeptanzpartner und Ehrenamtliche, sowie Beratung von Vereinen und Ehrenamtlichen rund um das Ehrenamt.(V.a. in Fragen der Ehrenamtsversicherung und des Ehrenamtsnachweises).
Mittlerweile haben wir die Ehrenamtskarte weiterentwickelt zu einer Ehrenamtskarte +plus+ mit Newsletter, Verlosungen, kulturelle Angebote für Ehrenamtliche und deren Angehörige ( sog. KULTOUREN) und dem forum ehrenamt als Veranstaltungsplattform. Eine Vernetzung der unterfränkischen Ausgabestellen für die Ehrenamtskarte ist ebenso erfolgt, wie die Intensivierung der Kooperation mit dem Aktivbüro der Stadt Würzburg. Personell ist dies mit einer Teilzeitstelle nur zu bewältigen, wenn punktuell Personalressourcen aus dem Amt für Jugend und Familie und zusätzliche Honorarmitarbeiter und Ehrenamtliche aktiv werden.
Unserem Motto getreu „Aktiv sein für Andere“ wird die Weiterentwicklung der Arbeit mit bürgerschaftlich Engagierten im Landkreis sowie der organisatorische Umbau der Servicestelle vonnöten sein. Der Landkreis Würzburg wird sich voraussichtlich um eine staatliche Förderung als Koordinierungszentrum für das bürgerschaftliche Engagement im Landkreis bewerben.

Die Servicestelle Ehrenamt beim Landratsamt erreichen Sie hier.

Hier einige Impressionen von der Veranstaltung.

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