Würzburg: Ein neues Seniorenpolitisches Gesamtkonzept wird erarbeitet

IMG_3201_vIm Rahmen der Erarbeitung des neuen Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts stellte der Leiter der Beratungsstelle für Senioren, Herr Volker Stawski, in einer eindrucksvollen Präsentation im Ratssaal dar, wie die aktive Seniorenarbeit im Sinne von Senioren für Senioren in den Stadtteilen Würzburgs den realen Geldwert von rd.4,1 Millionen Euro im Jahre 2015 einsparen wird!
In den 13 Stadtteilen sind 1.650 Menschen in 52 Organisationen in der Seniorenarbeit engagiert. Diese leisten als Bürger rd. 200.000 Stunden soziale Arbeit bis zum Ende des Jahres 2015.
Müssten diese in den 13 Stadtteilen Würzburgs erbrachten Stunden als reguläre soziale Arbeit bezahlt werden, so würde dies 132 Vollzeitstellen entsprechen und entsprechend der Eingruppierung nach den Tätigkeitsmerkmalen für den Öffentlichen Dienst, die Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden und auch die Stadt den immensen Betrag von rd. 4,1 Millionen Euro kosten. Da diese soziale Arbeit ja gemacht werden muß- und der Bedarf, unabhängig von der Flüchtlingskrise, existiert und zukünftig sogar aufgrund des demografischen Wandels noch steigen wird – müssen auch neue Wege beschritten werden, um weitere Helfer und Kümmerer zu finden!

Über den Seniorenhilfeplan der Stadt Würzburg wird dieses Engagement bisher lediglich mit dem Betrag von 60.000,- € gefördert, der an die Verbände und Organisationen in den Stadtteilen für die Organisation der Helferkreise zur Verfügung gestellt wird.. Diesem Betrag steht ein Sozialmehrwert von rd.4.100 000 € gegenüber, wenn die erbrachte Leistung hätte regulär bezahlt werden müssen, so Stawski. Neben dieser gigantischen Rendite der investierten 60.000,- € ist der wohl weit größere Gewinn für die Aktiven Senioren und die Menschen in den Stadtteilen der, dass sie persönlich dazu beitragen das soziale Leben mit zu gestalten und dem einzelnen Menschen konkret geholfen wird. Aus welcher inneren Motivation die Menschen hier auch immer aktiv sind, bleibt letztlich ihr Geheimnis.
Bei diesem positiven Ertrag der Seniorenarbeit in Würzburg war Frau Sozialreferentin Dr. Huelya Düber sehr davon überzeugt, dass alle gemeinsam auch in Zukunft daran arbeiten müssen, dass dieses sozial-bürgerschaftliche Engagement auf diesem hohen Niveau in der Seniorenarbeit gehalten wird und seitens der Stadt die erforderlichen personellen und finanziellen Hilfen bereitgestellt werden.
In diesem Kontext der Organisation von niedrigschwelligen Hilfen im Wohnquartier ist auch die Inklusion von elementarer Bedeutung. Hierzu stellte Frau Behr, von der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung, den Kommunalen Aktionsplan der Stadt Würzburg zur Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention vor und zeigte auf, das in vielen Bereichen im Stadtgebiet noch Handlungsbedarf bis zur wirklichen Herstellung von Barrierefreiheit – besteht. Diese Barrierefreiheit wird für alle Menschen von Vorteil sein und das Alltagsleben für Menschen mit und ohne Behinderung einfacher machen, so Behr.
Frau Beck von der Stadtplanung erläuterte die sozialen Aspekte, die für die Stadtplaner bei der Integrierten Orts- und Entwicklungsplanung in der Städtebauförderung von Bedeutung sind. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in den Stadtteilen bei der Integrierten Orts-und Entwicklungsplanung sind dabei ein absolutes „Muß“! Wie gut dies zwischen den Bürgern, der Stadtplanung und dem Sozialreferat bereits heute klappt, erläuterte der Fachabteilungsleiter der Stadtplanung, Herr Heribert Düthmann am Beispiel der ISEKs (Integriertes Stadt und Entwicklungskonzept) aktuell bei der Lindleinsmühle.
Frau Flott vom Quartiersmangagement in der Zellerau betonte, das eine Quartiersarbeit immer auch eine Arbeit für alle Generationen sei. Dies betrifft Jung und Alt sowie Familien und unterschiedliche Nationalitäten gleichermaßen.
Wie nah ein soziales Engagement am wirklichen Leben und den einzelnen Lebensschicksalen sein kann, zeigte Frau Hohman – Bryant, die sich in der Nachbarschaftshilfe Zellerau mit weiteren Gleichgesinnten engagiert. Frau Hohmann- Bryant äußerte auch den Wusnch, dass für die niedrigschwelligen Besuchs-, Hol- und Bringdienste auch ein kleiner Transporter angeschafft werden sollte.
Es entstehen Bindungen und verlässliche Beziehungen, die den Menschen helfen ihr Leben im Griff zu behalten, niedrigschwelliger geht nicht, so Hohmann – Bryant.. Außerdem spart das Geld, stellte Hohmann – Bryant zutreffend fest, denn wer ohne Nachbarn alleine ist, der kommt oft zu früh in eine Pflegeeinrichtung und das kostet die Allgemeinheit (Steuerzahler und Pflegekassenbeiträge) erheblich mehr Geld. Außerdem wollen die Menschen in ihrer anvertrauten Umgebung altern und nicht im „Altenheim“!
Tief beeindruckt waren alle Teilnehmer des 3. Workshops zur Erarbeitung des neuen Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts von den Ausführungen des .1. Vorsitzenden der Aktiven Hilfe e.V. aus der Zellerau, Herrn Pfarrer Dr. Matthias Leineweber. Leineweber stellte in eindrucksvollen Bildern und Worten den Einsatz der Aktiven Hilfe vor. Die Aktive Hilfe e.V. ist eine Nonprofitorganisation, die bei Umzügen, Einkäufen, Entrümpelungen, bei sozialer Verwahrlosung und bis zur Beseitigung der Folgen von Vermüllung, oder gar der Räumung und Desinfektion von Wohnungen, nachdem eine Person darin verstorben ist und Tage die Leiche lag – aktiv ist.
Das fordert oft alles von den Mitarbeitern der Aktiven Hilfe, so Leineweber. Die Aktive Hilfe ist ein sehr zuverlässiger Partner , braucht aber auch Unterstützung, denn viele Hilfen werden vom Verein caritativ erbracht, weil den Menschen oft das Geld für die Bezahlung der Leistung fehlt, der reale Bedarf jedoch existiert.
Ohne die Aktive Hilfe wären wir im sozialen Bereich in der Stadt oft handlungsunfähig – bestätigten auch die anwesenden Kollegen des Allgemeinen Sozialdienstes. Die Aktive Hilfe ist vor Ort, packt an und hilft wirklich!
Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein benötigt die Aktive Hilfe aber auch selbst Unterstützung, zum Beispiel akut bei der Anschaffung eines neuen Kleintransporters.
Um weitere sozial engagierte Menschen anzusprechen sind auch neue Wege zu beschreiten, darin waren sich die 50 Teilnehmer aus den Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemeinden und Stiftungen in der Stadt einig. Wie ein solcher Weg aussehen könnte, zeigte Frau Löffler, eine Doktorandin des Lehrstuhls für Psychologische Ergonomie der Julius – Maximilians- Universität Würzburg – auf.
Am Lehrstuhl arbeiten Psychologen und Informatiker daran, wie das Alltagsleben durch intelligente Technik verbessert und optimiert werden kann und wie diese technischen Innovationen gestaltet sein müssen, damit sie von den Menschen angenommen und genutzt werden.
Löffler eröffnete neue Horizonte in ihrem zukunftsweisenden Vortrag. Das Neue besteht darin, dass mittels einer intelligenten und leicht zu bedienenden App, Angebote an nachbarschaftlichen Hilfen und Dienstleistungen direkt und ohne Umweg über eine Freiwilligenagentur – via vernetzter Technik im Hintergrund – zu den Menschen gelangen. Dieses „Wie genau“ ist aber noch das Geheimnis der jungen Forscher am Lehrstuhl, aber es funktioniert bereits in der Probephase und wäre in der Tat eine gigantische Chance, um auch die 35.000 Studentinnen und Studenten in Würzburg aus dem Stehgreif, also bei Bedarf und schnell für Sozialbürgerschaftliches Engagement anzusprechen. Ein Potential, das so bisher nicht im Fokus der Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Senioren war. Übrigen ist das Konzept auf weitere ähnliche Nutzergruppen wie Familien übertragbar.
Umfangreiche Befragungen ergaben nämlich, dass die Studenten motiviert sind sich sozial und selbstverständlich auch gegen Bezahlung stundenweise zu engagieren. Das Problem ist jedoch, wie kommt man an sie ran!?
Dazu hatte Löffler nun die entsprechenden Lösungen parat und gab einen Einblick in die neue clever vernetzte Technik. Es war in der Tat beeindruckend, welche neue Dimension sich durch diese intelligente Vernetzung im Internet und über Apps, die leicht zu bedienen sind – auch von Senioren-, ergeben könnte.
Um fit für die Zukunft zu sein und niedrigschwellige, nachbarschaftliche Hilfen kleinräumig, oder auch großräumig und in der ländlichen Region schnell und damit zeitnah zu vermitteln, wären die neuen Techniken der Forscher ideal, auch wenn noch nicht alle Senioren „Apps“ bedienen können. Aber, das könnten ja dann auch Familienangehörige, die bereits technik-vertraut sind übernehmen.
Die Präsentation der Doktorandin Diana Löffler gab einen eindrucksvollen Ausblick in eine Zukunft, in der die Technik wesentlich dazu beitragen wird, den Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft zu entsprechen und dabei die Menschen bei ihrem Engagement im sozialbürgerschaftlichen Bereich zu unterstützen.
Diese Technik wird dazu beitragen, das mehr Zeit dafür bleibt sich miteinander zu beschäftigen und erschließt gleichzeitig das enorme Potential der Studenten in der Stadt, indem sie auf ihren Medien und ihren Kommunikationsstrukturen direkt informiert und angesprochen werden und die Verbindung zwischen dem Angebot und der Nachfrage und umgekehrt, direkt und ohne weitere Vermittlungstätigkeit in Sekunden hergestellt wird.
In einem Pilotprojekt soll nun erprobt werden, wie das Modell auch auf weitere vielfältige Anwendungen übertragen werden kann.
Doch dazu müssen erst mal 50.000,- € für die nächste Phase des innovativen Projektes eingeworben werden.

Fazit des 3. Workshops zur Erarbeitung des neuen Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts
Eine Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung in den Stadtteilen erfordert einen cleveren Mix von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern. Es ist ideal, wenn ein Quartiersmanagement im Stadtteil existiert. Das Quartiersmanagement hat die Aufgabe diese vielfältigen Vernetzungen zwischen den Menschen, die einen Kümmerer brauchen -und den Helfern herzustellen.
Fernziel dabei sollte es sein, dass über intelligente Technik weitere Gruppen, wie die Studenten erschlossen werden, die sich dann aktiv in die niedrigschwelligen Hilfen im Wohnquartier einbringen können.
Wenn man den Sozialmehrwert, der bereits heute in dem Bereich von Senioren geleistet wird (4.100.000,- €) in Relation setzt zu dem nun erforderlichen Betrag von 50.000,- € Startkapital für das Projekt „flink engagiert“, so ist klar, dass diese Investition in kürzester Zeit rentabel sein wird.
Potentielle Sponsoren mögen sich bitte unter 0931 / 373515 in der Beratungsstelle für Senioren bei Herrn Volker Stawski melden.

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